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Tantra-Pause (Kritik)

Whitenose 2

Zu meinem vorherigen Beitrag habe ich einige kritische Reaktionen bekommen. Von daher ist es mir wichtig, an dieser Stelle ein paar Dinge klarzustellen.

Es ist nicht das erste Mal, dass bezogen auf meine Texte ein als „belehrend“ empfundener Ton wahrgenommen wird. Bei mir würde etwas Missionarisches anklingen.

Die Kritik kann ich nachvollziehen. Es gibt in mir einen Teil, der meint, es besser zu wissen. Ich bin dankbar dafür, wenn ich darauf hingewiesen werde, wenn dieser bisher nicht komplett durchdrungene und bereinigte Teil meines Selbst an die Oberfläche kommt. Die missionarischen Anteile sind Teil meiner Gene. Meine beiden Großväter waren Prediger. Das gesamte familiäre und auch nicht-familiäre Umfeld meiner beiden Eltern war und ist von christlich-missionarischem Denken durchdrungen. Die Guten waren immer wir, die an Gott und die Bibel glaubten. Alle anderen mussten entsprechend bekehrt werden. Hiervon überzeugt bin ich als 12-Jähriger, mit der Bibel in der Hand von Tür zu Tür gezogen, um den Menschen „die frohe Botschaft“ zu bringen. Nein, ich war nicht bei den Jehovas Zeugen, aber es gibt andere religiöse Gruppen, die auch von Tür zu Tür laufen. Mit 15 Jahren habe ich mich mit meinem christlichen Umfeld komplett überworfen, da mir dessen Verlogenheit mehr und mehr bewusst geworden war.

Damit war allerdings meine missionarische Grundeinstellung nicht aus meinen Zellen verschwunden. Sie dringt auch heute noch immer mal wieder in Dingen, die ich sage oder schreibe, durch. Oftmals werde ich mir dessen selber bewusst, andere Male bin ich wie gesagt dankbar dafür, wenn ich darauf hingewiesen werde.

Ein anderer Kritikpunkt an meinem Tantra-Beitrag war, dass ich Angebote, die unter dem Label „Tantra“ sexuelles Erleben in den Mittelpunkt stellen, bewerten würde. Hier stieß der Begriff „Sexworkshops“ auf.

Auch wenn mein missionarischer Anteil behauptet, dass die von mir angebotenen Workshops die besten wären :-), war und ist es nicht meine Absicht, die Angebote von anderen schlechtzumachen. Im Gegenteil – ich empfinde es als bereichernd, wenn Menschen mit Vorerfahrungen aus der Arbeit mit anderen Anbieter*innen in meine Veranstaltungen kommen! Ich freue ich mich über jede*n, die oder der sich dafür öffnet, den Dingen mehr und mehr auf den Grund zu gehen.

Mir ist ebenso bewusst, dass sexuelle Praktiken durchaus in einer direkten Verbindung zu spirituellen Erfahrungen stehen können. Genau das ist ja auch meine eigene Erfahrung mit Sexualität – sie öffnet mir einen Raum, den ich auch über die unterschiedlichsten Meditationspraktiken erschließe. Wenn ich in Meditation gehe, betrete ich diesen Raum alleine. In einem sexuellen Kontakt ist es mir möglich, mit Partner oder Partnerin gemeinsam diese Weite zu erforschen.

Zu guter Letzt möchte ich noch einmal betonen, dass der Kontakt zur eigenen Sexualität ein zentraler Aspekt meiner eigenen Angebote ist. Wobei ich allerdings eine konkrete Anleitung sexueller Praktiken in einem rituellen Rahmen selten in den Mittelpunkt meiner Workshops stelle. Ich fokussiere die Aufmerksamkeit darauf, wie aus dem Flow der Begegnung mit anderen heraus Lust und Erregung ihren Raum mit so wenig Vorgaben wie möglich finden dürfen.

Danke für eure Hinweise, die mich selber klarer werden lassen!

Tantra-Pause?

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